Grenzzustände ausloten
2008 bis 2010
Emotionale Grenzzustände loteten wir mit den Produktionen »Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen«, »vermisst:... Ein Abend über das Verschwinden« und »Nichts als Wahrheit – eine Ortsbezichtigung« aus. Von der Angst, die den offenen und oftmals den friedlichen Umgang von Menschen untereinander verhindert, vom Wechselbad aus Hoffnung, Resignation und Trauer, dem nur schwer zu entrinnen ist, wenn ein Mensch verschwindet und von der scheinbaren Wahrheit, die allmählich ans Licht kommt, erzählen die Stücke.
Es handelt sich nur um einen Auszug unserer Produktionen. Hier können nicht alle Veranstaltungen, Projekte und Prozesse dargestellt werden.
Ein Gebäude steht leer. Seiner Funktion entledigt, es ist offen, was mit ihm wird. Umbau? Umwidmung? Abriss? Die Menschen sind neugierig und folgen einer Einladung zur Besichtigung. Es finden sich die verschiedensten Leute ein. Was sie hier wollen und was sie mit diesem Ort verbindet, ist zunächst völlig unklar. Doch allmählich kommt Licht in ihre Motive.
»Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners!« sagte einmal der Physiker und Philosoph Heinz von Förster. Welche Lüge liegt in der Wahrheit? Welche Wahrheit in der Lüge? Was geschieht zwischen Menschen im Ringen um das Wahre, Schöne, Gute? Die Nuancen zwischen richtig und verkehrt machen das Leben zum Abenteuer. Und worauf können wir und verlassen? Auf Nichts.
Spieler:innen: Frank Bartelniewöhner, Heiner Böke, Lotti Kluczewitz, Kordula Marzinzik, Karl-Heinz Melzer, Barbara Müller, Jan Osterkamp, Sigrid Polanski, Martin Psiorz, Raphael Rennemann, Gerd Rieks, Daniel Rimmert, Bernold Rix, Theresa Rübesamen, Alfred Schultz, Bruni Schulz, Dietmar Teich, Cathrin Wöstenfeld
Leitung: Matthias Gräßlin, Tanja Krüger, Katrin Nowak, Nicole Zielke
Musik: Christian Beckers
Franz ist eifersüchtig auf seinen Bruder Karl und spinnt eine Intrige. Karl wird Anführer einer Bande. Was Spiegelberg gar nicht passt. Irgendwo auf einer Wand steht »Gerechtigkeit«. Amalia steht am Fenster und singt. Das Jugendvolxtheater beschäftigt sich mit Schillers wohl radikalstem Bühnenstück. Wer sind die Figuren heute? Wofür stehen sie? Wogegen kämpfen sie?
Spieler:innen: Sarah Bögelein, Madeleine Fredebeul, Ruth-Miriam Kordbarlag, Laura Marleen Kreutz, Berit Meiners, Saskia Nieder, Johanna Quack, Pinar Yildiz
Leitung: Kai Büchner, Nicole Pasuch, Daniel Rimmert
Wer kennt es nicht, das berühmte Rockmusical aus den 70ern?! Ein ebenso frisch verlobtes wie biederes Pärchen begibt sich auf eine Reise, die seine bisherige Vorstellung vom perfekten Leben gnadenlos auf den Kopf stellen wird: Die beiden jungen Leute geraten in ein Schloss, das alles andere als von dieser Welt ist, an einen Schlossherrn, der seinen Gelüsten auf mehr als exzentrische Weise nachgeht, und an dessen Gefolge, das seine ganz eigenen Interessen zu verfolgen scheint. Sie treffen auf eine Professorin, die nicht nur die Wahrheit, sondern auch ihren auf ominöse Weise verschwundenen Neffen sucht, und werden Zeugen eines Experiments á la Frankenstein, das mit Mord, Totschlag und jeder Menge Sex einhergeht.
In einer Zeit, in der private Ausschweifungen jeglicher Art anzüglich auf den Bühnen der Talk- und Castingshows vermarktet werden, in der sich auf den Laufstegen der Welt die Designer mit immer bizarreren Kreationen überbieten und in der Gewalt zu einem fast schon selbstverständlichen Teil der Unterhaltungsbranche geworden ist, haben sich 20 Schüler:innen des Chores der Jahrgangsstufen 9 bis 13 der vermeintlich trashigen Geschichte aufs Neue gewidmet.
Vor dem Hintergrund des Kultmusicals von Richard O´Brian entwickelten die Jugendlichen getreu dem Motto »Sex, Aliens and Rock´n Roll« ihre eigene Version des fast vierzig Jahre alten Stoffes. Mit der Unterstützung einer 15-köpfigen Band der Schule und des Schauspielers Jan Osterkamp präsentieren sie nun ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage: Rocky Horror – mehr als nur Trash?
Sänger:innen: Elif Bayrakli, Sarah Eilers, Kirsten Elbracht, Ben Gottowik, Sarah Hommel, Lea-Katharina Kaiser, Fabian Kaupmann, Lena Knigge, Ruth-Miriam Kordbarlag, Leo Lunkenheimer, Johanna Müller, Karolina Nölle, Jan Osterkamp, Anika Pott, Viola Pott, Feline Reisberg, Canan Savasan, Simon Johannes Stark, Benedict Witulski
Leitung: Kai Büchner, Lena Kampmann, Michael Witulski
»Was bewegt die Stadt?« unter diesem Motto steht ein künstlerisches Gemeinschaftsprojekt der Theaterwerkstatt Bethel, des Komponisten und Interaktionskünstlers Bernhard König, der Fotokünslerin Jane Dunker und der Stadtkantorin Ruth M. Seiler, an dem hunderte Akteur:innen aller Altersgruppen in ganz Bielefeld beteiligt waren.
Auf der Suche nach sehr persönlichen Gesängen, Gesichtern und Geschichten zogen einen Monat lang jugendliche und erwachsene »Liederreporter« aus dem Umfeld der Theaterwerkstatt unter Anleitung von Bernhard König durch Bielefeld – auf die Straße, in die Universität, in Altenheime, religiöse Gemeinden, interkulturelle Begegnunszentren und Sozialeinrichtungen. Ziel ihrer Suche: Lieder und Geschichten dieser Stadt. Die entstandene überbordende Sammlung bildete einen ergiebigen Fundus zur musikalischen und theatralischen Umsetzung im Stadtraum. Schauspieler:innen, Musiker:innen, Artist:innen und Performancekünstler:innen führten das Publikum von Schauplatz zu Schauplatz in der Bielefelder Innenstadt: an verborgene und öffentliche Räume, an Orte, die jede:r Bielefelder:in kennt und solche, die kaum eine Person je gesehen hat.
Leitung: Matthias Gräßlin, Bernhard König, Tanja Krüger, Katrin Nowak
Dem Toten kann man ein Requiem singen, dem Wiedergekehrten ein Freudenlied. Aber wie singt man einem Verschwundenen? »Mensch, wo bist du?« lautete das Motto des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Bremen. vermisst:... nimmt dieses Motto wortwörtlich und erzählt in Texten, Tönen und Bildern von Menschen, die unterwegs verschollen, von zu Hause geflüchtet oder im Krieg gefallen sind; von verschleppten Terroropfern oder verirrten Demenzkranken. Und vom Schicksal derer, die zurückbleiben: Vom Stillstehen und vom ewigen Karussell der Gefühle. Einem solchen Karussell ähnelt auch die Inszenierung: Verschiedene Spielformen – kurze Theaterszenen, Lesung, choreographische und liturgische Elemente – durchdringen einander; turbulente Szenen, in denen das Publikum von Musik und Bildern regelrecht umzingelt wird, wechseln sich mit stillem Gedenken ab.
Im Vorfeld der Produktion wurden zahlreiche Betroffene und Expert:innen interviewt, Tonbandstimmen von Betroffenen und eine eigens für dieses Stück entstandene experimentelle Bläsermusik steuern das ihre dazu bei, einen künstlerischen Fokus auf jene Aspekte des Schicksals »Verschwundener« und ihrer Angehöriger zu richten.
Spieler:innen: Frank Bartelniewöhner, Ingeborg Gagelmann, Volker Hellwig, Bastian Horn, Kika Kern, Lotti Kluczewitz, Jenny Krämer, Karl-Heinz Melzer, Barbara Müller, Nicole Pasuch, Sigrid Polanski, Daniel Rimmert, Alfred Schultz, Brunhild Schulz, Daniel Titze und Jugendliche der Zionsgemeinde Bethel
Projektchor der Posaunenmission Bethel: Bernhard Bergau, Joachim von Haebler, Maria von Haebler, Martin Ruoff, Matthias Schulz, Niels Tryba
Orgel: Bernhard König
Jugendgruppe Gosen: Bastian Kynast, Luise Butzer, Bastian Horn, Fabian Lindenberg, Ruth-Miriam Kordbarlag, Paolo Speich, Julian Schramm, Jonas Mertes, Benedict Witulski, Karolina Noelle, Annika Grießing, Carsten Vogt
Moderation: Pastor Hans-Peter Melzer
Leitung: Kai Büchner, Matthias Gräßlin, Bernhard König
Schönheitsoperationen… Schönheitswettbewerbe… die schönen Schuhe der Klassenkameradin… der schöne Typ auf dem Handyfoto… die schönste Nase… das schönste Make-up... Wo hört eigentlich Schönheit auf und fängt der Wahn an? Wer bestimmt, was »schön« ist? Hat Schönheit immer mit Äußerlichkeiten zu tun?
Spieler:innen: Judith Bitter, Isabelle Deters, Benjamin Dinter, Madeleine Fredebeul, Laura Marleen Kreutz, Stella Middeldorf, Gaye Mutluay, Sharon Oku, Ida Pöschel, Jacqueline-Ann Smith, Louisa Steckel, Lisa Streicher, Servar Tolay, Vanessa Wolf, Pinar Yildiz
Leitung: Bastian Horn, Nicole Pasuch
Choreographie: Kai Büchner
Ein junger Mensch. Als Kind wurde ihm wenig zugetraut. Sein Vater und er selbst wissen nicht, was aus ihm werden soll. Von Mutter ist keine Rede. Doch das kümmert ihn nicht. Vielmehr befremdet ihn, dass ihm vor nichts gruselt. Davon bekommt der König zu hören. Einer, der sich nicht fürchtet, kommt ihm gerade recht. Unser Held stellt sich wacker den Prüfungen, die ihm am Königshof auferlegt wurden, bis...
Spieler:innen: Frank Bartelniewöhner, Petra Döbereiner, Ingeborg Gagelmann, Lotti Kluzczewitz, Tanja Krüger, Karl-Heinz Melzer, Barbara Müller, Sigrid Polanski, Martin Psiorz, Bernold Rix, Sonja Rohde, Alfred Schultz, Laura Stiefenhöfer, Charlotte Weber, Cathrin Wöstenfeld, Karsten van Wulfen
Leitung: Matthias Gräßlin, Tanja Krüger, Katrin Nowak
Musik: Christian Beckers
Sounddesign: Gregor Bonse
Lichtdesign: Jens Wienekamp