Mit dem Narrenschiff zum Volxtheater
Aus der Bevölkerung für die Bevölkerung
Aufgrund der Erfahrung, das die Vielfalt der Mitwirkenden (Persönlichkeit, Erfahrungshintergrund und Erscheinung) das Potential für inhaltliche, ästhetische und soziale Impulse steigert, entstand 2000 die Idee zu einem neuen Vorhaben. Ein Ensemble sollte entstehen, das alle möglichen Lebensbereiche repräsentierte.
Sebastian Brants »Narrenschiff« aus dem Jahr 1494 forderte eine solche Konstellation geradezu heraus. Gemeinsam mit dem Kölner Komponisten Bernhard König und der Regisseurin Kai Büchner entstand ein Konzept: 26 Schauspieler:innen und Musiker:innen hatten die Gelegenheit, alles und jede:n, und nicht zuletzt sich selbst zum Narren zu machen.
Es folgten weitere große Projekte mit heterogenen Gruppen. Darunter Brechts »Dreigroschenoper« und ein Musiktheater zu Ovids »Metamorphosen«. 2005 wurden in einer Reihe von Werkstattgesprächen und Symposien die Praxiserfahrungen der letzten Jahre reflektiert. Es entstand eine ästhetische und methodische Grundlage der Arbeit in der Theaterwerkstatt Bethel. Seitdem laufen die jährlichen Projekte mit heterogenen Gruppen unter dem Label »Volxtheater«. Hierbei treffen sich Menschen aus allen Lebensbereichen der Gesellschaft. Sie schaffen ihr eigenes Theater. Es ist Theater aus der Bevölkerung und für die Bevölkerung. Das Volxtheater-Konzept wurde am 11. Juni 2005 mit der Verkündung des Manifestes und einem Fachvortrag im Rahmen der Uni-Theatertage der Öffentlichkeit vorgestellt.
Jährlich wirken zwischen 800-1000 Menschen aus Bielefeld und OWL an Theaterproduktionen, Kolloquien, Festen, Tagungen und Workshops mit. Die Projekte finden überwiegend in Kooperation mit zahlreichen Institutionen und in Bezug zu anderen Lebensfeldern (unter anderem Schule, Wissenschaft, Politik, Gesundheit) statt. Zum Aufgabenfeld der Theaterwerkstatt Bethel gehören: die Erschließung neuer Räume, die Inszenierung von Theaterproduktionen in Leerständen oder sozialraumorientierten Versammlungsstätten sowie die Veranstaltung von Netzwerkprojekten in ländlichen Gebieten oder Stadtteilquartieren.
Ein Ausdruck dieses lebendigen Wechselverhältnisses zwischen ästhetischem Interesse, gesellschaftlichem Engagement und persönlicher Entfaltung ist seit 2016 der Aufbau der »Volxakademie für inklusive Kultur«. Hier können einerseits Mitwirkende des Volxtheaters ihre soziokulturellen Erfahrungen reflektieren und für andere Lebensbereiche fruchtbar machen. Andererseits können Interessierte aller gesellschaftlichen Bereiche die Möglichkeiten der inklusiven künstlerischen Praxis für ihre Fragen und Interessen nutzen.
In Kooperation mit anderen (durch Fach- und Organisationsberatung, Coachings & partizipative Forschung) entwickeln wir Ideen, wie eine Kultur der Vielfalt ein nachhaltiges, zukunftsorientiertes, diversitätssensibles Zusammenleben und Denken unterstützen kann.